voice & ensemble 

FACE Dia.De

by Pierluigi Billone

commissioned by NN & PHACE 

 

conductor

NN

Voice

Anna Clare Hauf
NN

PHACE

Michael Krenn, saxophone
NN, trombone
NN, e-guitar
Mathilde Hoursiangou, piano
Berndt Thurner, percussion
NN, percussion
Roland Schueler, cello
Alexandra Dienz, double bass

PROGRAMM

 

Pierluigi Billone
FACE Dia.De
für zwei Frauenstimmen und 8 Instrumente (65′)

Nach der abendfüllenden Komposition FACE für Stimme und Ensemble für PHACE folgt mit FACE Dia.De für zwei Frauenstimmen und 8 Instrumente (65′)  die logische Fortsetzung dieser fruchtbringenden Zusammenarbeit. Immer wieder hat sich Billone  in der Vergangenheit mit der Stimme auseinandergesetzt. Was Billone in diesen früheren Werken intendierte, kann man fast unverändert bis in die Gegenwart fortschreiben. Das Werk sei »als Forschungsreise und Weg konzipiert«, »Jede Station auf dem Weg ist ein Kreis: ein einzigartiger Moment, rituell geöffnet und wieder geschlossen, der einen Raum im Innern der Stimme und des Gesangs ›gräbt‹.« Mit der »rituellen Funktion« ist eine wesentliche Eigenschaft von Billones Musik angesprochen. Viele seiner Werke entziehen sich mit zunehmender Aufführungsdauer einem rein analytischen Hören. Man muss nicht so weit gehen, von einem »kultischen Raum« zu sprechen, wohl aber erzeugen die Intensität des musikalischen Geschehens und der nie unterbrochene Energiestrom ein soghaftes Moment, das eindeutig rituelle Züge trägt. Auch davon ist schon im Zusammenhang mit Billones erstem Vokalwerk die Rede: »Dann betritt die Stimme eine andere Dimension«, schreibt der Komponist, und ergänzt: »unter Verlust der Identität.«

Mit der Dimension des Rituals eng verbunden ist die extreme Körperlichkeit von Billones Musik, ob es sich nun um Instrumental- oder um Vokalmusik handelt. Der Interpret agiert bei Billone in einem hohen Maße mit ›Ganzkörpereinsatz‹. In Face ist diese Tendenz auf die Spitze getrieben. »Es geht um die Schwingung des Körpers und den Klang der Stimme«, so der Komponist. Alle anderen Aspekte treten demgegenüber in den Hintergrund. Gerade in seiner über weite Strecken ›instrumentalen‹ Behandlung des Vokalen ist Billone also ganz nah an jenem innersten Kern des Singens, der die Stimme als die körperlichste aller musikalischen Ausdrucksformen konstituiert.

Und wo bleibt der ›Sinn‹, wo findet sich ein über das musikalische Ritual hinausgehender semantischer Gehalt? Der vokal-instrumentalen Sphäre wird in Face eine elektronische Zuspielung zur Seite gestellt, zu hören sind Zitate von Helmut Lachenmann, Luigi Nono, Giacinto Scelsi, John Cage und Karlheinz Stockhausen. »Fossile Zitate« nennt Billone diese Zuspielungen. Es sind prägnante, wenngleich höchst divergente Aussagen über das Wesen der Musik, den Charakter des Klangs und wie dieser unser Hören verändert. Vielleicht ist aber selbst hier die Semantik der Zitate weniger wichtig als die Aura, von der die Stimmen dieser bedeutenden Künstler der Nachkriegs-Avantgarde getragen werden, wie fragmentiert sie auch erklingen.

»Stimme«, so schrieb Billone zu Beginn seiner Arbeit an Face, »meint hier eine reale Konstellation, die in alle Richtungen und in jeglichem Sinn offen ist. Sie erscheint überall und in beliebiger Form, und die Logik ihres Erscheinens bleibt geheimnisvoll und unklar.«

 

 

 

Pierluigi Billone

„Billone gehört zu jenen seltenen Magiern, welche die lineare Zeit außer Kraft zu setzen im Stande sind. Man vermeint bei seiner Musik einen kultischen Raum zu betreten.“ (Heinz Rögl)

„Seine radikale Gangart hat ihn dahin geführt, unerhörte Klangwelten zu erforschen und eigene instrumentale und vokale Techniken zu entwickeln. Aber zur selben Zeit befinden sich seine Inspirationsquellen in einer archaischen Welt, in einem Universum der Sakralität, als wenn bei ihm die fortschrittlichste Position der Moderne die Essenz des Phänomens Musik selbst erreichen würde.“ (Philippe Albéra)

BIOGRAPHIE
Pierluigi Billone, 1960 in Italien geboren, lebt in Wien. Er studierte bei Salvatore Sciarrino und Helmut Lachenmann.

Seine Musik wurde von den wichtigsten Interpreten und Ensembles zu hören, u.a. in Wien Modern, Festival d’Automne Paris, Donaueschinger Musiktagen, Wittener Tagen für neue Kammermusik, Eclat-Stuttgart, Ultraschall-Berlin, Musica Viva München, TFNM Zürich, Ars Musica Bruxelles, Huddersfield NMF, World Music Days Wroclaw, Biennale Zagreb, Boston, New York, Monday Ev. Concerts Los Angeles, Bendigo Festival Sidney.

Zahlreiche Rundfunkübertragungen (BBC, WDR, SDR, BRD, NDR, ORF, DRS, RCE, RF, NR) haben ihn auch über Europa hinaus bekannt gemacht.

Für seine Werke erhielt er den Kompositionspreis der Stadt Stuttgart (1993), den Busoni-Kompositionspreis der Akademie der Künste Berlin (1996), den Wiener Internationalen Kompositionspreis (2004), den Ernst-Krenek-Preis der Stadt Wien (2006) und den Kompositionspreis der Ernst von-Siemens-Musikstiftung München ausgezeichnet (2010).

Pierluigi Billone war 2006-2008 Gastprofessor für Komposition an der Kunstuniversität Graz, in 2009 an der Musikhochschule Frankfurt, und von 2010 bis 2012 wieder an der Kunstuniversität Graz.

Er wird regelmäßig als Dozent eingeladen, Kompositionskurse und Gastvorlesungen zu halten von internationalen Institutionen, u.a.: IEMA-Ensemble Modern Akademie 2008, Harvard University 2010, Columbia University NY 2010, MCME International Academy Russland 2011, Ferienkurse Darmstadt 2010, 2012, 2014, Impulse Akademie Graz 2011, 2013, 2015, Tzlil Meducan Israel 2011, 2014, 2015, MCIC Madrid 2015, 2016, Boston University 2015, New York University 2015, Composit-Rieti 2015, 2016.

Seine Musik erscheint auf den CD-Labels: Kairos, Stradivarius, Col-legno, Durian, EMSA und Ein_Klang.

Event Dates

 

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