Tratado de lo inasible

Ungreifbares als Metamodell

25.Apr.2024 // 20:00
Wien, Suena Festival, Studio Moliere

PHACE
Elena Gabbrielli, flute
Reinhold Brunner, clarinet
Michael Krenn, saxophone
Mathilde Hoursiangou, piano
Maria Mogas Gensana, accordion
Victor Lowrie Tafoya, viola
Roland Schueler, cello
Alexandra Dienz, double bass

Programm

Michelle Agnes Magalhães 
Mobile für präpariertes Klavier, 2013 (8’)

Pedro Berardinelli
urbe – em si fechada für Saxophon, Akkordeon, Viola, Kontrabass, 2021 (10’)

Erika Vega
Refractions für Flöte, Cello und Klavier,  2014 (11’)

Arturo Fuentes
Zeitlos für Bassklarinette, Viola und Klavier, 2014 (11’)

Alberto Posadas
Tratado de lo inasible für Kontrabassklarinette, Saxophon, Akkordeon, Cello und Kontrabass, 2013 (19’)

Das Herzstück des Programms, Tratado de lo inasible von Alberto Posadas, zeichnet sich durch die Wahl einer speziellen Klangnatur als kompositorischen Ausgangspunkt aus. Im Mittelpunkt steht ein nicht greifbarer und instabiler Klang, der ständig der Gewissheit zu entkommen sucht. Das primitive, kaum widerstandsfähige Klangelement, das lediglich unter ganz besonderen Bedingungen existieren kann, verträgt nur sehr langsame Veränderungen. Es spielen fünf Instrumente, die oft das Düstere und Ungreifbare des tiefen Klangspektrums ausloten. In ähnlicher Weise erforscht auch Pedro Berardinelli in seinem Werk urbe – em si fechada tiefe Frequenzen, die oft durch Überlagerung mit anderen Klangmaterialien, wie den fortlaufenden Motiven der Streicher, konfrontiert werden. Anders als zuvor bedient sich Erika Vega für ihr Stück Refractions der in der Klassik häufig anzutreffenden Besetzung „Flöte, Cello und Klavier“, die etwa etliche Trios von J. Haydn prägte. Im Gegensatz zu ihm setzt sich die in Mexiko geborene Komponistin intensiv mit den spieltechnischen Möglichkeiten der Instrumente auseinander, mit deren Hilfe sie den Klang in ungreifbare Ferne rückt. Dazu trägt auch die Verwendung des präparierten Klaviers bei, das wiederum dem Werk von Michelle Agnes zugrunde liegt. Das von ihr eingesetzte Material erweckt den Eindruck, als sei es mit elektronischen Mitteln erzeugt worden. Mobile beschwört eine Metallskulptur herauf, die beim Drehen und Bewegen unfassbare Klänge hervorbringt. Neben dem Klang stellt auch die Zeit ein ungreifbares Element dar, welches Arturo Fuentes in seinem Werk Zeitlos thematisiert und zu einer verschwommenen Wahrnehmung der Zeit beiträgt.

Metamodelle in Musik
Die dritte Ausgabe des Suena-Festivals für zeitgenössische iberoamerikanische Musik stellt einen sehr renommierten Komponisten in den Mittelpunkt seines thematischen Schwerpunkts. Es handelt sich um den Komponisten Alberto Posadas. Im Laufe der Jahre hat der kastilische Komponist einen besonderen kompositorischen Stil entwickelt, der von anderen Komponist*innen, Interpret*innen und Publikum immer wieder bewundert wird. Besonders hervorzuheben ist seine Auseinandersetzung mit Metamodellen. Der Begriff Metamodell bezieht sich auf ein übergeordnetes Modell, das Aspekte von untergeordneten Modellen und deren Formgebung beschreibt. Ein bekanntes Beispiel für seinen Ansatz, mit Metamodellen zu komponieren, ist sein Zyklus für Streichquartett Liturgia Fractal, in dem er fraktale Modelle aufgreift. Konkret geht es um baumartige Prozesse, die in der Natur häufig vorkommen. Jedes „Segment“ des Organismus hängt von der Situation und der Größe des vorangegangenen Segments ab. Im Allgemeinen lässt sich beobachten, dass Posadas beim Komponieren häufig außermusikalische Modelle verwendet, wobei in seinen Werken immer wieder Metamodelle aus Mathematik, Physik, Natur und Kunst zum Einsatz kommen.
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Event Dates

April 2024
  • Date
    Project
    Location
  • 25.Apr.2024 20:00

    Tratado de lo inasible

    Wien, Suena FestivalStudio Moliére

    Das Herzstück des Programms, Tratado de lo inasible von Alberto Posadas, zeichnet sich durch die Wahl einer speziellen Klangnatur als kompositorischen Ausgangspunkt aus. Im Mittelpunkt steht ein nicht greifbarer und instabiler Klang, der ständig der Gewissheit zu entkommen sucht...

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