chamber music

Lieder ohne Orte

14.Oct.2018 // Wien, MUMOK

11:00 Führung
12:00 Konzert

SolistInnen von PHACE

Ivana Pristasova, Violine
Petra Ackermann, Viola
Roland Schueler, Cello

Mit Arnold Schönbergs „Streichtrio op.45“ (1946) und Christoph Herndlers  „Lieder ohne Orte“ (2014) markiert PHACE Eckpunkte einer Zeitreise durch die musikalische Geschichte. Schönberg als Wegbereiter der musikalischen Moderne und Christoph Herndler als Grenzgänger, dessen grafische und intermediale Partituren auf den ersten Blick wie geometrisch-abstrakte Kunst anmuten. Beide Werke faszinieren auf besondere Weise und ziehen mit ihrer unverwechselbaren Handschrift und Klangwelt den Zuhörer in ihren Bann.

PROGRAMM

Arnold Schönberg
Streichtrio op.45 (1946)

Christoph Herndler
Lieder ohne Orte für Streichtrio (2014)

TEXTE

Arnold Schönberg
Streichtrio op.45 (1946)

Physischer Schmerz und metaphysische Schau sind jene Quellen, aus welchen der Komponist ein über die rein musikalische Struktur seines Opus 45 gelegtes auratisches Netz knüpft. „Am 2. August dieses Jahres wird es drei Jahre her sein, seit – was ich scherzhaft, meinen Todesfall, nenne. […] Das Trio, von dem, ich vielen Leuten erzählt habe, dass es eine ,humoristische‘ Darstellung meiner Krankheit ist, habe ich bald nachdem ich aus dem Ärgsten heraus war, angefangen.“ (Arnold Schönberg, „Mein Todesfall“, 1949) Dem In-Erinnerung-Rufen körperlicher Grenzerfahrung während und nach der Injektion wohnt kein plakativ mimetisches Moment inne, sondern es verläuft in verschiedenen Domänen musikalischen Ausdrucks. Der im Augenblick des Todes durchlebten und erfahrenen Lebensrückschau als extrem kondensiertem Zeitraffer, dem verschiedenste Ebenen innewohnen, mag die zerklüftete Zeitorganisation des Streichtrios entsprechen. In das Trio eingearbeitete fragmentarische Allusionen an das Ur-Wiener Genre des Walzers können gedeutet werden als Festhalten an den alten Werten (Wiener) Tradition, aus dem sich der Komponist in einem auf Sekundenkürze kondensierten Lebensrückblick instinktiv niemals zu lösen vermochte – mit einem humoristisch-wehmütigen und vielleicht auch selbstironischem Touch.  (Auszug aus einem Text von „Therese Muxeneder“
© Arnold Schönberg Center)

 

Christoph Herndler
Lieder ohne Orte für Streichtrio (2014)

„Ich habe eine Musik vor Augen, die nicht durch ihre Affektivität bewegt, denn wenn der Klang bewegt, bewegt er mich, ohne dass ich mich bewege. Erst wenn sich die Klänge in mir setzen, nehme ich nicht mehr nur die Wirkung der Bewegung wahr, sondern die allein im Denken liegende Kraft, die mich aus meiner Unbeweglichkeit zu lösen vermag.“ Christoph Herndlers Arbeitsschwerpunkte liegen auf grafischen und intermedialen Partituren, die sich ebenso in außermusikalischen Darstellungsformen realisieren lassen, auf Notationsobjekten, Musikinstallationen und Videoarbeiten sowie Kunst im öffentlichen Raum. „Eine Notationsgrafik, die auf einen Blick erfasst werden kann, verweist mehr auf das freie Umherschweifen des Blicks (des Ohrs) als jene musikschriftlichen Aufzeichnungen, die durch Umblättern immer auch etwas von ihrer Linearität zeigen, von einem bestimmten Anfang und einem bestimmten Ende erzählen. … Beginne ich eine musikalische Idee aufzuzeichnen, versuche ich, sie von ihrem Ende her zu denken. So müsste idealerweise jeder mögliche Anfang das Ganze bereits in sich tragen, und zwar an der Schnittstelle zwischen Material und Form.“

In „Lieder ohne Orte“ aktivieren Punkte, die nach kombinatorischen Prinzipien auf einem Raster verteilt sind, sowohl den zeitlichen Verlauf vier unterschiedlicher Aktionsbereiche als auch den zeitlichen Verlauf ein und desselben Aktionsbereichs. Ein und dieselbe Notationsgrafik ist sowohl Regulativ für das Ganze, wie für das Detail. Die durch Abstraktion entstehende Bedeutungsvielfalt der Zeichen erhöht ihren Nutzten. Nicht die Notation bewegt sich indem sie sich verändert, sondern die Betrachtung des Interpreten, der die Zeichen ständig umzudeuten hat. Die Bewegung im Denken setzt den musikalischen Fluss in Gang.

 

 

 

 

 

 

 

Event Dates

October 2018
  • Date
    Project
    Location
  • 14.Oct.2018 12:00

    Lieder ohne Orte

    Vienna, MUMOK

    Nach "Patterns in a chromatic field" von Morton Feldman und unserer Auseinandersetzung mit dem faszinierenden Schaffen Julius Kollers im Projekt PING PONG sind wir erneut zu Gast im MUMOK Wien. Mit Arnold Schönbergs „Streichtrio op.45“ (1946) und Christoph Herndlers  „Lieder ohne Orte“ (2014) markieren wir Eckpunkte einer Zeitreise durch die musikalische Geschichte.

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